Zu den Grundlagen meiner Betriebsweise gehört grundsätzlich eine ausgeprägte Nachhaltigkeit und Ökologie. In so vielen Bereichen wie möglich versuche ich zu vereinfachen und Betriebsmittel einzusparen. Mein Ziel ist es nachhaltig und ausdauernd eine klein strukturierte Landwirtschaft aufzuzeigen. Ich bin der festen Überzeugung, dass sich die Abhängigkeit, in der wir Landwirte uns befinden, auf die Dauer zur Gefahr für die Lebensmittelproduktion in Deutschland werden kann. Das ist für Außenstehende nicht leicht zu verstehen, daher kurz der Stand der Dinge in vielen kleineren und mittleren Betrieben:
- Hohe Schuldenlast (Teilweise Übergabe der Altschulden an die nächste Generation)
- Resultat ist, junge Betriebsleiter probieren wenig Neues aus, aus Angst die Kredite nicht bedienen zu können
- Hohe Kosten für Landmaschinen und Reparaturen
- Es lohnt sich nicht im "modernen Stil" kleine Betriebe zu bewirtschaften
- Keine Nachhaltigkeit (moderne Trecker halten nicht länger als 30-40 Jahre, der Pflug meines Ur-Urgroßvaters steht einsatzbereit im Garten)
- Verhältnis zwischen Kosten des Anbaus von normalen Ackerkulturen und deren Erlöse
- Gerade bei üblichen, etablierten Kulturen wie Roggen stellt sich ohne Subventionen ein Plus/Minus Null oder gar ein Minus ein
- Kein eigenes Saatgut mehr
- Kaum ein Landwirt nimmt den Aufwand inkauf sein Saatgut selbst zu erzeugen
- Sollte der Handel keines mehr liefern können, wird auch nichts mehr auf den Äckern angebaut
- Abhängigkeit von Spritzmitteln und Kunstdüngern
-Natürliche Ressourcen aus denen Kunstdünger gewonnen werden kann, sind teilweise begrenzt (Erdöl, Kalivorkommen)
- Sollte die Herstellung nicht mehr möglich sein, stehen kaum alternative Lösungen zur Verfügung
- Ohne Spritzmittel und Kunstdünger bringen moderne Hochleistungssorten weit weniger Ertrag als alte standortangepasste Sorten, die es kaum noch gibt
- Ölverbrauch
- Kein modern wirtschaftetender Landwirt dieser Erde kommt ohne Öl aus (Keine wirkliche Alternative außer Muskelkraft oder Pferd)
- Wirtschaftlichkeit nur durch Subventionen
- Staatliche Abhängigkeit eines der wichtigsten Wirtschaftszweige, nicht von der Qualität der Erzeugnisse, sondern nur von der Größe des Betriebes
- Seuchenartige Tierkrankheiten
- Tiere die normalen Umweltbedingungen (Wind, Regen, Sonne und Kälte) nicht mehr ausgesetzt werden dürfen, da sie sonst erkranken können, sind keine
sichere Nahrungsquelle
- Tiere die nur mit steriler Bekleidung und Mundschutz aufgesucht werden dürfen, da Ansteckungsgefahr bestehen kann, sollten nicht verzehrt
werden
- Viel zu aufwändige Haltungsbedingungen der Nutztiere
- Das Futter für Kühe wird mit hohem Aufwand geernet, gelagert, aufbereitet und im Stall serviert (Warum kommt das Gras zur Kuh und nicht die Kuh zum Gras)
- Kostenintensive Ställe
- Keine Alternativen ohne große Tierproduktionen (Viele Feldfrüchte sind nur als Viehfutter zu gebrauchen)
Dies sind für mich alles Punkte, die einer zukünftigen Bauernschaft die Grundlage zur Bewirtschaftung nehmen können. Solange sich die Räder drehen wird nichts passieren, aber was wenn doch mal eines stehenbleibt?
Das Öl geht aus, oder eine nicht bekämpfbare Tierkrankheit bricht aus, oder der Saatguthersteller kann kein Saatgut mehr liefern, oder, oder, oder...
Mir ist klar und ich will mich nicht selbst davon ausnehmen, dass es ohne Abhängikeiten zur jetzigen Zeit nicht möglich ist, Nahrungsmittel in Deutschland zu produzieren. Und dies, wird auch nie ganz ohne Abhängikeit funktionieren, aber wir müssen uns die Frage gefallen lassen, ob wir dieses Räderwerk immer in Gang halten können. Wir sind dazu verpflichtet Nahrungsmittel zu produzieren um die Bevölkerung zu ernähren. Ich finde, wir sollten daher so viele Unklarheiten, die einer zukünftigen Produktion im Wege stehen können, klären. Die Redewendung "Mergel macht reiche Väter und arme Söhne" hat nichts an ihrer Bedeutung verloren, nur heute ist es kein Mergel mehr, sondern Hochleistungstierrassen und Hochleistungsgetreidesorten und Abhängigkeiten von Betriebsmitteln. Niemand kann sagen, ob die Art und Weise wie wir heute arbeiten die Beste ist. Denn genau dies hat man auch schon von dem Mergel gedacht. Ich möchte diese "veralteten aber modernen Praktiken" nicht weiter, zumindest nicht in diesem Umfang, praktizieren. Ich selber kann mehr von meinen 4ha essen, als jemand der 1000ha bewirtschaftet. Ich finde es bezeichnend wenn ein Landwirt Nahrungsmittel für 150 Personen erzeugt, aber nicht in der Lage ist seine eigene Familie mit seinen "eigenen Produkten" zu ernähren. Dadurch wird mir klar, wie wichtig kleine abgeschlossene Zellen sind, die von so wenig wie möglich abhängig sind. Sollte die Nahrungsmittelindustrie nicht mehr in der Lage sein Nahrungsmittel zu verarbeiten steht der Bauer mit dem Vorschlaghammer vor der Kuh. Sollte sich Zustände wie im30ig-jährigen Krieg wiederholen, ist kein moderner Bauer in der Lage, Nahrungsmittel für eine regionale Bevölkerung zu erzeugen, geschweige denn für sich selbst und seine eigene Familie. Das war im Mittelalter anders.
Klein, Regional, Unabhängig und Nachhaltig. Das bedeutet für mich:
Die Größe des Betriebes sollte eine Begrenzung haben. Ich muss lernen, mit dem auszukommen, was ich habe. Wenn der Betrieb wächst ist das schön,
aber Wachstum ist endlich. So wenig wie möglich Verbindlichkeiten annehmen, selber machen was geht. Ich möchte nur von drei Dingen abhängig sein, dem Wetter, meinen Fähigkeiten und den
Konsumenten(Gesellschaft). Alles andere möchte ich reduzieren oder ganz darauf verzichten. Nachhaltig bedeutet für mich etwas zu reparieren, wenn ich es kann. Das die Kuh zum Gras kommt und nicht
umgekehrt. So viele Synergien zu nutzen wie nur möglich. Warum eine Sortieranlage für Kartoffeln kaufen wenn der Kartoffelroder schon viele Komponenten davon enthält? Es geht mir darum, qualtativ
hochwertige Lebensmittel, regional und zu fairen Preisen zu erzeugen. Das Ganze muss dann noch ökologisch sinnvoll geschehen, damit ich im Einklang mit der Natur nur so wenig wie möglich
entnehme, um lange etwas davon zu haben. Mir bringt es gar nichts wenn ich alles habe und die nächste Generation hungern soll. Ich möchte das auch noch nach mir Menschen an dem Ort so wie ich
lebe, leben können. Villeicht besser aber auf keinen Fall schlechter und mit weniger Möglichkeiten als ich jetzt habe.
Meine 4ha teilen sich in 5 Teile auf. Jeder Teil einer jährlichen Kultur beträgt somit ca.0,8ha. Jedes Jahr habe ich mindestens 4 Kulturen im Anbau.
- 0,8ha Ackergras (Zur Beweidung mit Schafen)
- 0,8ha Ackergras 2. Jahr. (Winterfutter für die Schafe/Beweidung)
-0,8ha Bienenweide (Zur Erzeugung von Honig und als Zwischenfrucht)
- 0,8ha Gemüse
-0,8ha Hafer/Roggen/Gerste (Als Futter für die Schafe)
Durch die zwei jährige Ackerpause kann sich zudem, der Boden von der Beackerung erholen und es werden durch die Schafe neue Nährstoffe eingetragen.
Beikräuter müssen über zwei Jahre mit dem Gras konkurieren und der Beweidung, der Mahd wiederstehen.
Danach erfolgt eine Bienenweide mit Hauptanteil an Ringelblumen um aufkommende Drahtwürmer zu unterdrücken. Nach der Bienenweide kommt das Gemüse und darauf folgt das Getreide. Dann beginnt der Kreislauf wieder von vorne. Ab August 2020 werde ich in die Umstellung hin zu biologischen Landbau gehen.
Karl-Wilhelm Meyer, Landwirt, Luttumer Dorfsrtaße 46 27308 Kirchlinteln